Heike Prinz im Interview

Für die meisten Menschen gehört die Weihnachtszeit zur schönsten Zeit des Jahres. Es ist die Zeit im Jahr, in der man mit seiner Familie gemütlich zusammensitzt und Plätzchen isst. Ob das aber auch für Lkw-Fahrer und Lkw-Fahrerinnen gilt, haben wir versucht in einem Interview mit Heike Prinz herauszufinden.

Heike Prinz zählt zu den circa 11.000 weiblichen Lkw-Fahrerinnen in Deutschland, was ungefähr einem Anteil von 1,9 % entspricht. Sie war schon als Kind fasziniert von glänzenden Tankaufliegern und dem Lichtermeer der Chemieparks bei Nacht.
Die gelernte IT-Systemkauffrau machte schließlich 2006 auf eigene Kosten den Lkw-Führerschein und den ADR-Schein. Seither fuhr sie ausschließlich Tankzüge und ist nun seit 2020 bei Tauschlag beschäftigt und seit 2021 mit einem neuen Actros 1846 mit ABA 5 und einem Ein-Kammer-Tankzug von Focul für Salzsäure im Ruhrgebiet sowie im nationalen Fernverkehr unterwegs.
Ihre Begeisterung für den Beruf der Lkw-Fahrerin hat sie immer behalten.

„Eigentlich ist der Job unbezahlbar für das, was man da draußen leistet.“

„Im Vergleich zum restlichen Jahr ist die Weihnachtszeit einfach viel stressiger“, meint Heike. Die Kunden haben meistens Inventur und die Lager sollen danach wieder schnell gefüllt werden. Laut Heike leben die Menschen aktuell nach dem Motto: „Geiz ist geil“. Damit ist der Konsumwahnsinn vor allem zur Weihnachtszeit gemeint. Jeder will so schnell und billig wie möglich einkaufen. „Es muss ein Umdenken stattfinden in sämtlichen Bereichen“.
Durch das Feiertagsverbot kommen viele Lkw-Fahrer und Lkw-Fahrerinnen nicht mehr nach Hause und sind gezwungen auf Park- und Rastplätzen auf ihre Weiterfahrt zu warten. „Fernab der Heimat. Die tun mir dann leid“, berichtet uns die Lkw-Fahrerin.
Obwohl die Bezahlung immer besser wird, ist sie laut Heike immer noch nicht das, was man bekommen sollte, denn „eigentlich ist der Job unbezahlbar für das, was man da draußen leistet“.

„Eis und Schnee ist nicht ganz so witzig, da kannst du machen, was du willst, wenn es rutscht, dann rutscht´s.“

Obwohl Heike Prinz das Wetter in ihrem Alltag egal ist, kommt es zur Weihnachtszeit zu zusätzlichen Belastungen durch die Witterungslage. „Durch den Regen haben Autofahrer mehr Angst“, berichtet Heike. Bei Glatteis darf man mit Gefahrengut nicht weiterfahren, weshalb es im Winter zu großen Verzögerungen kommen kann. Außerdem „reicht eine kleine Steigung aus, um das bergauf fahren unmöglich zu machen“, so Prinz. „Eis und Schnee ist nicht ganz so witzig, da kannst du machen, was du willst, wenn es rutscht, dann rutscht´s“. Allgemein ist die Lage auf den Straßen und auch auf den Parkplätzen gefährlicher. Heike beschreibt die Situation mit den drei Worten: „dunkel, Regen, Schnee“.
Auch auf den Parkplätzen verändert es sich zur Weihnachtszeit. Obwohl die Parkplatzsituation im restlichen Jahr alles andere als gut ist, spitzt es sich zur Weihnachtszeit noch mehr zu. „Wenn es dunkel ist, ist es sehr unangenehm und gefährlich“, erzählt Heike. „Je später, desto heikler ist die Situation“. In ihrem Alltag fängt Heike Prinz schon ab 15 bis 16 Uhr an nach einem Parkplatz Ausschau zu halten. „Ab 17 Uhr muss man stehen, um einen richtigen Parkplatz zu bekommen. Alles andere ist wie ein Sechser im Lotto“, so die Lkw-Fahrerin.

„Sensibilisierung ist das Zauberwort, in allen Bereichen.“

Trotz allem hat Heike Prinz ihre Begeisterung für ihren Beruf immer behalten, auch wenn sie neben der Parkplatzsituation vor allem die Wertschätzung von außen stört. Obwohl die Wertschätzung laut Heike früher schlechter war, ist sie heute leider immer noch „miserabel“. „Als Lkw-Fahrer bist du in den Augen der Verkehrsteilnehmer derjenige, der die Straßen kaputt macht. Derjenige, der den Stau verursacht. Derjenige, der die Unfälle verursacht und so weiter und so weiter“, berichtet Heike. Gerade die Pkw-Fahrer sind sich der Gefahr nicht bewusst. Sie wissen nicht, dass sie ihr eigenes und das Leben anderer riskieren. „Die kriegen nicht mit, was sie da draußen so mit sich und den anderen anstellen“, so Heike Prinz.
Wenn mehr Bewusstsein für die gefährliche Situation bestehen würde, da ist sich Heike Prinz sicher, gebe es „viel weniger Unfälle und Tote“. Es muss „von allen Seiten sensibilisiert“ werden.

„Es muss ein anderes Denken stattfinden!“

Es fehlt die Anerkennung. „Wir sind nicht irgendwelche Assis, die aus Langeweile die Straße verstopfen!“, so Heike. „Wir sind für die Menschen, also für die Allgemeinheit unterwegs“. Doch um wirklich etwas zu ändern, müsste laut Prinz die Politik etwas verändern. Es muss Öffentlichkeitsarbeit stattfinden, damit der Lkw-Fahrer und natürlich auch die Lkw-Fahrerin ins rechtere Licht gerückt wird. „Es wurde jetzt Jahrzehnte lang die Lkws in den Mist gezogen und dementsprechend zehn Mal so lange dauert es, um die Branche wieder rauszuholen aus dem Mist“. Doch auch Heike Prinz weiß, wie schwer es ist die Menschen zum Umdenken anzuregen. Die Hoffnung dafür besteht, denn Prinz ist aufgefallen, dass das „Interesse in der Bevölkerung besteht, es ihnen näher zu bringen“.

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